Eucken

Eucken
Eucken,
 
1) Arnold, Physikochemiker, * Jena 3. 7. 1884, ✝ Seebruck (heute Seeon-Seebruck, Landkreis Traunstein) 16. 6. 1950, Sohn von 2); Professor in Breslau (1915-30) und Göttingen. Eucken erbrachte mit seinen ab 1909 durchgeführten Messungen zur Wärmekapazität von Festkörpern und Gasen wichtiges empirisches Material für die Gültigkeit des 3. Hauptsatzes der Thermodynamik (nernstscher Wärmesatz). Er untersuchte außerdem u. a. die Wärmeleitfähigkeit in Gasen und Festkörpern, die Schwingungen der Moleküle sowie elektrochemische (v. a. grenzflächenpysikalische) Probleme.
 
 2) Rudolf Christoph, Philosoph, * Aurich (Ostfriesland) 5. 1. 1846, ✝ Jena 16. 9. 1926, Vater von 1) und 3); war Gymnasiallehrer in Husum, Berlin und Frankfurt am Main, wurde 1871 Professor in Basel, 1874 in Jena. Eucken vertrat einen (nachkantischen) »neuen Idealismus«, den er sozialethisch verstand und »schöpferischen Aktivismus« nannte. Gegen den Intellektualismus der Gelehrtenphilosophie und eine dem Technischen verhaftete Scheinkultur gewendet, forderte er ein auf die substanzielle Einheit ausgerichtetes, ethisch verwurzeltes Geistesleben, dessen absolute Form er im Göttlichen sah. An diesen Gedanken schloss sich für ihn die Bemühung um die geistige Zusammenarbeit der Völker an. 1908 erhielt Eucken den Nobelpreis für Literatur. Eucken war mit seiner Lehre ein Vertreter der Lebensphilosophie.
 
Werke: Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart (1878); Die Einheit des Geisteslebens in Bewusstsein und That der Menschheit (1888); Grundlinien einer neuen Lebensanschauung (1907); Mensch und Welt (1918).
 
 
E. Boutroux: R. E.s Kampf um einen neuen Idealismus (1911);
 M. Wendt: R. E. (1927).
 
 3) Walter, Volkswirtschaftler, * Jena 17. 1. 1891, ✝ London 20. 3. 1950, Sohn von 2); 1925 Professor in Tübingen, ab 1927 in Freiburg im Breisgau, Begründer der Freiburger Schule (Neoliberalismus), Mitherausgeber der Reihe »Ordnung der Wirtschaft« und nach 1948 des Jahrbuches »Ordo«. Eucken trat für eine Ordnung der Wirtschaft nach den Grundgedanken der klassischen Nationalökonomie ein, wollte aber die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft durch staatliche Überwachung der Monopole und Kartelle und durch andere marktkonforme Maßnahmen gesichert sehen. Eucken gilt mit seiner These, dass die wirtschaftspolitische Tätigkeit des Staates auf die Gestaltung der Ordnungsformen der Wirtschaft gerichtet sein sollte und nicht auf die Lenkung der Wirtschaftsprozesse, als einer der geistigen Väter der sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik.
 
Werke: Grundlagen der Nationalökonomie (1940); Grundsätze der Wirtschaftspolitik, herausgegeben von E. Eucken und K. P. Hensel (1952); Wettbewerb, Monopol und Unternehmer (1953). - Die soziale Frage, in: Synopsis, Festgabe für A. Weber (1948); Die Wettbewerbsordnung und ihre Verwirklichung, in: Ordo, Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Jahrgang 2 (1949); Technik, Konzentration und Ordnung der Wirtschaft, ebenda, Jahrgang 3 (1950).

Universal-Lexikon. 2012.

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